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Ich bin Lehrling

Lehrlingsmonitor 2022

Wie bewerten Lehrlinge in der Endphase ihrer Ausbildung ihre Ausbildungssituation und ihren Ausbildungsverlauf? Der vierte österreichische Lehrlingsmonitor gibt Antwort.

Der vierte Österreichische Lehrlingsmonitor ist die periodische Fortführung des seit 2015 etablierten Lehrlingsmonitors. Ziel ist es, die Situation der Lehrlinge in der betrieblichen Ausbildung repräsentativ zu erheben, um zusätzliches Wissen für die Steuerung und Weiterentwicklung des Lehrausbildungssystems zu erhalten.

Zentrale Fragestellung des Lehrlingsmonitors ist, wie Lehrlinge ihre Ausbildungssituation und ihren Ausbildungsverlauf in der Endphase ihrer Ausbildung bewerten.

Zusätzlich wurden erstmals auch Lehrlinge in der Anfangsphase aus vier ausgewählten Lehrberufen (Einzelhandel, Maurer:in, Metalltechnik, Restaurantfachfrau/-mann) in die Zielgruppe der Erhebung aufgenommen. Insgesamt umfasst die Stichprobe auswertbare Fragebögen von 6.002 Lehrlingen (davon 4.088 in der Endphase der Ausbildung, 1.914 in der Anfangsphase der Ausbildung). Im vorliegenden Bericht werden die Ergebnisse für diese beiden Gruppen von Lehrlingen beschrieben und miteinander verglichen.

Die Ergebnisse werden überwiegend durch uni- und bivariate Statistiken dargestellt. Darüber hinaus wurde eine Indexbildung zur Ausbildungsqualität vorgenommen sowie eine Clusteranalyse durchgeführt.

„Unbezahlte Überstunden, private Arbeiten für den Chef und fehlende Ausbildungsdokumentation - alles halb so schlimm, Lehrjahre sind ja immerhin keine Herrenjahre. Oder?

Eines ist klar: Wir brauchen verharmlosende Sprichwörter genauso wenig, wie unfaire Ausbildungsbedingungen für Lehrlinge! Nur zwei von drei Lehrlingen sind mit ihrer Ausbildung zufrieden. Wir wollen, dass 100 % der Lehrlinge eine Top-Ausbildung bekommen, denn wer ständig nach guten Fachkräften schreit, muss auch selbst Fachkräfte qualitativ hochwertig ausbilden. Wurstsemmeln holen, unbezahlte Überstunden und fehlende Ausbildungsdokumentationen sind Dinge, die zu keiner Ausbildung, egal welchen Berufes, gehören sollten.

Nur gemeinsam mit den Lehrlingen kann die Qualität der Ausbildung gesteigert werden, denn sie wissen am besten, wo Verbesserung notwendig ist. Die Ergebnisse der Studie werden wir als politischen Auftrag verstehen und gemeinsam mit den Jugendvertrauensrät:innen und Schul-sprecher:innen für eine Verbesserung der Lehrausbildung kämpfen.”

ÖGJ-Vorsitzender Richard Tiefenbacher

 

 

„Nur beste Ausbildungsqualität bringt Top-Fachkräfte.

Wer Fachkräfte will, muss sie ausbilden. Und wer gute Fachkräfte will, muss sie gut ausbilden. Das ist bei weitem nicht in allen Lehrbetrieben der Fall. Auch der vierte Lehrlingsmonitor zeigt, dass es viel Luft nach oben gibt. Das Auto des Chefs waschen, mit dem Hund Gassi gehen oder Blumen gießen - das sind keine Ausbildungsinhalte von Lehrberufen. So motiviert man junge Menschen nicht für ihren Start ins Berufsleben.

Es gibt einige Lehrbetriebe, die zeigen, wie es geht: Neben Top-Ausbildung mit viel Empathie bieten sie ihren Lehrlingen auch Goodies - von gemeinsamen Ausflügen bis zur Freistellung für die Führerscheinprüfung. Sie zeigen den jungen Menschen damit eines ganz deutlich: Ihr seid uns wichtig, wir brauchen euch als Facharbeiter:innen, damit unser Betrieb auch in Zukunft gut dastehen kann. Das ist die einzig richtige Einstellung gegenüber jungen Menschen, die sich entschlossen haben, einen Beruf zu erlernen. Mein Appell: Bitte mehr davon!”

AK-Präsidentin Renate Anderl

 

 

„Wenn die erste Erfahrung eines jungen Menschen in der Arbeitswelt ist, dass er Arbeiten verrichten muss, die nichts mit seinem Beruf zu tun haben, und diese vielleicht auch noch schlecht bezahlt bekommt, dann ist das kein guter Start ins Berufsleben.

Das ernüchternde Ergebnis des vierten Lehrlingsmonitors von AK und ÖBG überrascht also nicht: Nur zwei von drei Lehrlingen sind mit ihrer Ausbildung zufrieden.

Es fehlt eine Kraftanstrengung der Politik, um die Lehrausbildung attraktiv zu machen. Betriebe müssten endlich ihrer gesellschaftlichen Verpflichtung nachkommen und mehr junge Menschen ausbilden, anstatt ständig einen Fachkräftemangel zu beklagen.

Lehre braucht mehr als Ankündigungen, teure Werbespots und peppige Bezeichnungen - sie braucht einen gemeinsamen Kraftakt und den Willen, Maßnahmen zu setzen, von denen sowohl junge Menschen als auch ihre Arbeitgeber profitieren. Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch, wir bringen uns gerne ein!”

ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian